Staatliches Hochbauamt Freiburg
Unterkunftsgebäude des Technischen Hilfswerks, Kenzingen
Ziel war, trotz der nüchternen Bauaufgabe eines reinen Zweckbaus, ein Haus zu entwerfen, das hohe Ansprüche an Architektur und Nachhaltigkeit erfüllt. Dabei sollte mit klarer Kubatur, unter der vorwiegenden Verwendung von heimischen Holzbaustoffen und mit sparsamer und präziser Detaillierung ein Gebäude geschaffen werden, dass in der wenig ansprechenden Umgebung einen über die Grundstücksgrenzen hinaus wirkenden architektonischen Akzent setzt.
Neubau Unterkunftgebäude
Bauen unter Anwendung des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen
Auf einer bestehenden Liegenschaft des Technischen Hilfswerks in Kenzingen bei Freiburg sollten etwa 250m² zusätzliche Büroflächen geschaffen werden. Das Gelände in einem Gewerbegebiet ist von einer sehr heterogenen Bebauung umgeben. Um dem THW auch nach außen eine neue Adresse zu geben, entschied man sich für einen eigenständigen Neubau. Der einfache, eher kompakte, kubische Baukörper wurde weithin sichtbar an die zur Straßenkreuzung liegende Süd/West-Ecke des Grundstücks gesetzt.
Die Fassade wurde aus Lärchenholzlatten in zwei unterschiedlichen Querschnitten gestaltet, die nach einem Zufallsprinzip montiert, eine homogene, aber reliefartige Gebäudehülle erzeugen. In diese Oberfläche wurden Fensterbänder eingeschnitten, die teilweise die Ecken des Gebäudes umgreifen. Die Fenster selbst sind sehr präzise detailliert und treten als eigenständiges Volumen aus der Gebäudehülle hervor.
Der zweigeschossige, reine Holzbau ist nicht unterkellert. Wände und Decken bestehen aus vorgefertigten Vollholz-elementen, die leim- und metallfrei hergestellt wurden. Dazu wurden einzelne Bretterlagen aus heimischem Weißtannenholz kreuzweise übereinander gefügt und mit Holzschrauben aus Buche zu einzelnen Wand und Decken- elementen verschraubt.
Nach dem Prinzip Rohbau = Ausbau sind die Wand und Deckenflächen in Sichtholzqualität ausgeführt. Nur wenige Wandflächen sind mit Gipskartonplatten verkleidet. Durch die sehr sorgsame Detaillierung im Ausbau, die sparsame Verwendung weniger Materialien und die großzügigen Verglasungen über Eck, entsteht eine sehr freundliche und moderne Innenraumatmosphäre. Die Außenwände wurden mit Holzfaserplatten gedämmt und mit einer hinterlüfteten Lärchenholzschalung versehen. Auf Folien und Dampfbremsen konnte beim Wandaufbau vollständig verzichtet werden.
Die sinngemäße Anwendung des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen des Bundes stand bei der Realisierung des Projektes im Vordergrund. Auf die ausschließliche Verwendung von nachhaltigen, lebenszyklusorientierten Baustoffen wurde während Planung und Ausführung höchster Wert gelegt. Die diffusionsoffenen Raumflächen aus Weißtanne gewährleisten ein sehr angenehmes Raumklima, der ganze Bau duftet nach Holz. Ein im Rahmen der Nachhaltigkeit durchgeführter Raumlufttest besiegelt die einwandfreie ökologische Qualität der verwendeten Produkte.
Insgesamt wurden 150 Kubikmeter Schwarzwaldholz verbaut. Die Massivholzkonstruktion der Decken und Wände schlägt dabei mit 138 Kubikmeter heimischer Weißtanne zu Buche. Zur Bauausführung konnten überwiegend regional ansässige Firmen verpflichtet werden. Die elementierte Massivholzkonstruktion wurde innerhalb einer Woche montiert, das gesamte Gebäude konnte in einer Bauzeit von 5 Monaten fertiggestellt und an den Nutzer übergeben werden.
Bauherr
Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
vertreten durch
Oberfinanzdirektion Karlsruhe, Bundesbau Baden-Württemberg, Staatliches Hochbauamt Freiburg
Nutzer
Technisches Hilfswerk Emmendingen, Ortsverband Kenzingen
Planung und Umsetzung
Planung und Projektleitung: Staatliches Hochbauamt Freiburg
Bauleitung: Conrad + Conrad, Lahr
Tragwerksplanung: Poetzsch Ingenieure, Herbolzheim
Gebäudetechnik: Staatliches Hochbauamt Freiburg
Bauphysik: Ingenieurbüro Sättlele, Löffingen-Unadingen
Holzbauarbeiten: Fa. Rombach, Oberharmersbach
Gebäudedaten
Bauzeit: 10/2014-02/2015
Nutzfläche: 234 m²
Gesamtbaukosten: 0,5 Mio. Euro
Auszeichnung
Beispielhaftes Bauen 2018