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Gebäudetechnik

Staatliches Hochbauamt Karlsruhe

Thermische Abwasserdesinfektionsanlage für das Bundesinstitut für Risikobewertung, Berlin

Die Fachgruppe "Lebensmittelhygiene und Sicherheitskonzepte" des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) befasst sich mit der methodischen Erfassung von gesundheitlichen Risiken sowie Hygiene- und Qualitätsmängeln in Lebensmitteln. Anfallendes Abwasser im Labor darf ausschließlich nach wirksamer und überprüfbarer Reinigung in die Kanalisation eingeleitet werden. Die bestehende Anlage der thermische Abwasserdesinfektionsanlage (TAD) stammt aus dem Jahr 1985. Nach 30 Betriebsjahren arbeitete diese nicht mehr zuverlässig. Die Labornutzung konnte aufgrund wiederholt vorkommender Ausfälle nicht mehr gewährleistet werden und machte eine Erneuerung der TAD notwendig.

Gebäudetechnik: Röhre und Messanlagen

 

Beschreibung Anlagentechnik
Die Abwässer aus den Laboren sind mit human- oder tierpathogenen Keimen, Reinigungs- und Desinfektionsmittel sowie Feststoffen verunreinigt. Somit ist die Anlage der Schutzstufe 2 gemäß Biostoffverordnung zugeordnet. Neben dem Arbeitsschutz sind im speziellen die Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährlichen Stoffen, das Berliner Wassergesetz, die Verordnung über das Einleiten von Abwasser in öffentliche Abwasseranlagen, die allgemeinen Bedingungen für die Entwässerung in Berlin, die Bauordnung Berlin und das Kreislaufwirtschaftsgesetz zu beachten. Die Anlage ist in zwei redundanten Linien aufgebaut, sodass eine Anlagenverfügbarkeit von nahezu 100% gewährleistet ist. Um die Prozessführung der Desinfektion auf Grund von geänderten Nutzeranforderungen qualitativ zu verbessern, wurde die Prozesstemperatur von >110°C auf > 135°C bei einer Verweilzeit von > 20 min. angehoben. Der Standbybetrieb beträgt 90°C. Eine Vordesinfektion ist daher nicht mehr notwendig. Die Anlage wird vollautomatisch über eine EDV-gesteuerte Anlage mit speicherprogrammierbarer Steuerung gefahren und ist an die Zentrale Leittechnik der Liegenschaft angebunden. Die Tageskapazität beträgt 65 m³ bei einem stündlichen Durchsatz von 5 m³ und somit einer Produktionszeit von 13 Std/Tag. Die maximale Partikelgröße ist mit 10 mm festgelegt. Die Einleittemperatur in das öffentliche Schmutzwassernetz darf 35°C und einen pH-Wert zwischen 6-10,5 nicht überschreiten.

Betriebsablauf
Fallen pathogene Abwässer in den Laboren an, werden diese in die beiden drucklosen Vorlagebehälter (jeweils 30m³) geleitet. Fest vorprogrammierte Füllstandgrößen starten entsprechende Prozesse. Ab 20% Füllstandniveau wird der Zerkleinerungsprozess gestartet. Mit Hilfe der Zerreißpumpen werden die Feststoffanteile auf eine maximale Korngröße von <4 mm gebracht. Durch die Homogenisierung ist der Anteil der Feststoffe zu Wasser auf max. 5% definiert. Ab 40% Füllstandniveau beginnt der Desinfektionsprozess. Nach Durchlauf eines Feststofffilters und Zugabe von Härtestabilisatoren und Natronlauge gelangt das Wasser über einen Spiralwärmeübertrager zur Vorwärmung. Mittels Dampf wird das pathogene Abwasser auf 134°C erhitzt und somit desinfiziert. Nach Ablauf der vorgegebenen Verweilzeit und Passieren eines Wärmeübertragers zur Abkühlung auf die vorgegebene Einleittemperatur wird das desinfizierte Wasser in den Schmutzwasserkanal geleitet. Der Reinigungsbetrieb ist halbautomatisch: Die Initiierung erfolgt durch den Betreiber, das Spülprogramm mit den laugen- und säurehaltigen Reinigungsmischung erfolgt automatisch und wird mindestens 1 x monatlich durchgeführt. Der Anlagenraum wird für tägliche Sichtkontrollen, Störungsbeseitigungen, Wartung und Reparatur durch eingewiesenes Fachpersonal betreten. Der Zugang erfolgt nun über den baulich abgetrennten Schwarz-Weiß-Bereich mit Dusche, Waschanlage und Umkleide. Hier kann die persönliche Schutzkleidung (PSA) angezogen bzw. nach Kontakt mit kontaminiertem Wasser desinfiziert und gewaschen werden.

Bauherr

Bundesinstitut für Risikobewertung

vertreten durch

Oberfinanzdirektion Karlsruhe, Bundesbau Baden-Württemberg, Staatliches Hochbauamt Karlsruhe

 

 

Baufachliche Aufsicht: Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat

Nutzer

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Planung und Umsetzung

Projektleitung und Projektsteuerung: Staatliches Hochbauamt Karlsruhe

Planung, Ausschreibung und Objektüberwachung TA: Horn & Müller Ingenieurgesellschaft mbH, Berlin

Hochbau: DGI Bauwerk Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin

SiGeKo: Busse & Partner, Berlin

3D-Vermessung TG-Anlage: Büro ÖbVI Dipl.-Ing. Ronald Pieczak

Gebäudedaten

Bauzeit: 05/2016-06/2017

Nutzfläche: 230 m²

Gesamtbaukosten: 1,78 Mio. Euro