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Aussenaufnahme der Streuguthalle aus Holz mit Vorplatz

Staatliches Hochbauamt Ulm

Streuguthalle der Straßenmeisterei, Geislingen

Wer streut zu jeder Tages- oder Nachtzeit die steilen Straßen der schwäbischen Alb, sobald das Weiß vom Himmel schneit? Wieviel Salz braucht man für einen Winter, um all diese Straßen eisfrei zu halten? Und wo werden diese immensen Mengen an Streusalz trocken aufbewahrt?
Antworten findet man zum Beispiel in der Straßenmeisterei Geislingen, deren Mitarbeiter sich um die Sicherung von 17 der steilen Steigen der schwäbischen Alb kümmern. Immer: tagein, tagaus. Am Wochenende. In der Nacht. Und auch im Winter.

 

Aussenaufnahme der Streuguthalle aus Holz mit Vorplatz

Neubau Streuguthalle

Leise rieselt der Schnee

Eine diffuse Angst in der Magengegend vermittelt Ihnen, dass das eisige Wetter Ihre Fahrstrecke in eine Rutschbahn verwandelt haben könnte, es sei denn es wurde schon gestreut.
Das notwendige Salz wird vor Beginn der Kälteperiode in eine Salzlagerhalle der Straßenmeisterei eingelagert und von dort dann nach Bedarf entnommen. Als die Salzlagerhalle aus den frühen 1980er Jahren der Meisterei Geislingen jedoch 2011 wegen statischer Mängel nur noch eine vorübergehende Zulassung zur Nutzung erhält, steht für das Regierungspräsidium Stuttgart fest, dass dringend ein Neubau benötigt wird. Da sich mittlerweile auch die Vorgaben für Lagerkapazitäten geändert haben und die Salzanlieferung nun mit Sattelschleppern erfolgt, wird das Staatliche Hochbauamt Ulm beauftragt einen Neubau für eine größere Salzlagerhalle zu planen.

In Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Vautz Mang Architekten BDA aus Stuttgart plante das Staatliche Hochbauamt Ulm nun eine im Innenraum 9,00m hohe Halle, in der ein 40 Tonner mit hochgestelltem Kipperauflieger das angelieferte Salz direkt abladen kann.
Einmal eingelagert, ist die korrodierende Wirkung des Streusalzes auf die Konstruktionsmaterialien sehr ernst zu nehmen. Stahl wird durch das aggressive Gut schnell angegriffen; auf Holz dagegen hat das Salz einen konservierenden Effekt. Eine Verwendung der herkömmlichen Konstruktionsmaterialien Holz und Beton für den Neubau ist daher naheliegend.
Aus langjähriger Betreuung der Straßenmeistereien weiß das Staatliche Hochbauamt Ulm, dass gelagertes Salz über die Jahre auch vor den Bewehrungsstählen im Beton nicht Halt macht. Abplatzungen des Betons früh zu erkennen, sichert die nachhaltige Pflege einer solchen Halle. Bei herkömmlichen Salzlagerhallen wird der Beton zu seinem Schutz beidseitig mit Holz verkleidet; dabei kann hinter diese Holzverkleidung gelangtes Salz lange unentdeckt massiven Schaden anrichten.

Nahaufnahme der Fassade, Holzpaneele  dienen der Verschattung

Mit dem Ingenieurbüro Furche, Geiger, Zimmermann entwickelten die Architekten Vautz Mang Architekten daher eine lediglich zur Halleninnenseite mit dem Holz der Schüttwände verkleidete Stützschottenkonstruktion aus Stahlbeton. Von außen sind die Hohlräume einsehbar und der Beton kann ohne Aufwand gewartet werden. Die Neigung der inneren Schüttwände ermöglicht eine direkte Abtragung der beachtlichen Horizontalkräfte der eingelagerten Salzmengen in die Fundamente. Eine schlanke Dachkonstruktion wurde möglich.
Das eingelagerte Salz wird im Innenraum ausschließlich von Holzoberflächen und dem Asphaltboden berührt. Mit bauphysikalischer Beratung während der Planungsphase werden unvermeidliche Verbindungsmittel und metallische Bauteile wegen der aggressiven Salzatmosphäre aus Edelstahl gewählt und so detailliert, dass sie einfach demontiert und erneuert werden können. Die Transluzenz dieser großformatigen Gebäudemasse wird durch großflächige PVC-Wellplatten der Fassaden erzeugt, die eine natürliche Belichtung des Innenraumes ermöglichen.
Mit dieser seit der Winterperiode 2016/2017 in Betrieb genommenen Halle kann für die Region Geislingen Salz mit dem Gewicht von über eintausend Autos vorgehalten werden: 1.440 Tonnen Streusalz fasst der Neubau. Das reicht im Normalfall für eine Saison. Es sei denn es wird ein sehr strenger Winter, dann muss noch einmal nachgeliefert werden. Ihr Weg über eine verschneite Steige der schwäbischen Alb nach Hause ist auf jeden Fall sicher.

Gute Fahrt!

Nahaufnahme einer Ecke, Holz und Betton bilden einen markanten Kontrast

Bauherr

Bundesrepublik Deutschland

vertreten durch

Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur

vertreten durch

Land Baden-Württemberg

vertreten durch

Regierungspräsidium Stuttgart

vertreten durch

Oberfinanzdirektion Karlsruhe, Bundesbau Baden-Württemberg, Staatliches Hochbauamt Ulm

Nutzer

Straßenmeisterei Geislingen

Planung und Umsetzung

Entwurf und Ausführung: vautz mang Architekten bda, Stuttgart

Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Furche, Geiger, Zimmermann, Köngen

Gebäudedaten

Bauzeit: 07/2015-07/2016

Nutzfläche: 400 m²

Gesamtbaukosten: 920.000 Euro

Auszeichnungen

Hugo-Häring-Auszeichnung 2017

Deutscher Holzbaupreis 2017

best architects 18 - winner

Balthasar-Neumann-Preis 2018

Deutscher Ingenieurbaupreis 2018

Industriebaupreis Bauwerk 2018

Designpreis Focus Open Gold 2018

Holzbaupreis Baden-Württemberg, Preis und Sonderpreis Ingenieurbauwerk 2018

geplant + ausgeführt 2018, 1. Preis