Staatliches Hochbauamt Freiburg / Betriebsleitung
Gemeinschaftszollanlage, Weil am Rhein
Die Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts errichtete Gemeinschaftszollanlage (GZA) Weil am Rhein/Basel-Autobahn war lediglich für rund 600 Schwerlastfahrzeuge pro Tag und Richtung ausgelegt. Zu Projektbeginn passierten aber bis zu 1.600 Fahrzeuge täglich den Grenzübergang. Die Anlage wurde zwar stets gut gewartet, war aber nach über 30 Jahren Betrieb in die Jahre gekommen und entsprach nicht mehr dem heutigen Stand der Technik.
Umbau
Maßnahmen zur Reduzierung der Lkw-Abfertigungszeiten
Trotz zahlreicher baulicher Maßnahmen auf der Autobahn A5 in beiden Fahrtrichtungen kam es in den vergangenen Jahren regelmäßig zu Staus. Weitere verkehrstechnische Verbesserungsansätze waren nicht mehr erkennbar, auch die Abfertigungsprozesse der beiden Zollverwaltungen waren optimiert und boten kein zeitliches Einsparpotential mehr. Ziel der jetzt realisierten Baumaßnahme war es, die Abfertigungszeiten für den LKW-Verkehr in Zukunft deutlich zu verbessern.
Mit der Einführung des Abfertigungsverfahrens TRANSITO konnte der Schwerlastverkehr konsequent in "Verzoller" und Transit- bzw. Leerverkehr (den so genannten "Schnellverkehr") getrennt werden. Ähnlich den Drive-In Schaltern von Fast-Food-Ketten können dabei die Fahrer aus dem Führerhaus heraus die komplette zolltechnische Abfertigung vornehmen. Ein Aussteigen ist nicht mehr notwendig. Die Abfertigungszeiten halbieren sich und damit auch die Staulänge auf der Autobahn. In insgesamt drei Teilbaumaßnahmen sollten durch die Optimierung der verkehrlichen Abläufe innerhalb der Zollanlage die Aufenthaltszeiten der Lkw reduziert und damit die Dauer der Staus auf der Autobahn verkürzt werden.
Die Aufgabenstellung umfasste im Wesentlichen folgende Maßnahmen: Konsequente Trennung des ruhenden und fließenden Verkehrs und damit Erhöhung der Verkehrssicherheit, Erleichterung der Rückweisung in die Schweiz durch den Bau einer Rückweisespur, Bau neuer typgleicher Lkw-Abfertigungskabinen mit Fahrbahndach (insgesamt 16 Stück) sowie Errichtung je eines Betriebsgebäudes pro Fahrtrichtung sowie einer Lkw-Beschauhalle in Fahrtrichtung Süd-Nord.
Die bauliche Umsetzung der geschilderten Maßnahmen erfolgte für beide Fahrtrichtungen gleichzeitig, mit der ausdrücklichen Option, nach einer Testphase weitere Optimierungen im Rahmen einer 3. Teilbaumaßnahme vorzunehmen. Hierfür wird derzeit eine gesonderte Planung aufgestellt. Alle Maßnahmen wurden bei laufendem Betrieb durchgeführt. Dabei mussten die organisatorischen Abläufe auf der GZA zu jeder Zeit sichergestellt werden.
Kunst am Bau
Katinka Theis, mini mountain memory, 2014
Die Installation „mini mountain memory“ vor dem Betriebsgebäude und der LKW-Abfertigungshalle, Fahrtrichtung Süd-Nord, ist aus einem Kunst am Bau-Projekt
hervorgegangen, das unter deutschen und schweizerischen Künstlerinnen und Künstlern durchgeführt wurde.
Grundbaustein dieses Entwurfs ist das Dreieck. Aus ihm entwickelt sich die Installation nach einem wachsenden Prinzip. Die begehbaren Bodenflächen führen richtungsweisend diagonal in die Fläche hinein und bauen sich zu Elementen auf, deren Formen an das Landschaftspanorama der Schweizer Alpen erinnern. Die Glaswand ist ebenfalls ein skulpturales Element, zugleich aber auch ein transparenter Schutz gegen Lärm und weitere Einflüsse von der Straßenseite.
Die polygonalen Elemente aus Weißzement schaffen zwei offene Innenräume. Umgeben von Rasen und Bäumen bilden sie eine Oase, einen Rückzugsort, der es den Besuchern und Mitarbeitern der Zollanlage ermöglicht, sich den Einflüssen der Umgebung ein Stück weit zu entziehen, ohne den Überblick über das Geschehen zu verlieren.
Bauherr
Bundesrepublik Deutschland
vertreten durch
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
vertreten durch
Oberfinanzdirektion Karlsruhe, Bundesbau Baden-Württemberg, Staatliches Hochbauamt Freiburg
Nutzer
Generalzolldirektion
Eidgenössische Zollverwaltung
Planung und Umsetzung
Projektleitung, Vorentwurf: Staatliches Hochbauamt Freiburg
Projektsteuerung: Breinlinger Ingenieure, Tuttlingen
Tiefbau: Riede Ingenieur-AG, Löffingen
Architekt: JSK International GmbH, Frankfurt/Main
Haustechnik: Scholze Gruppe GmbH, Leinfelden-Echterdingen
Tragwerksplanung: Ingenieurgruppe Flösser, Lörrach
SiGeKo: Ingenieurbüro Raiber, Wehr
Gebäudedaten
Bauzeit: 10/2010-08/2013
Nutzfläche: 1.300 m² Gebäude, 30.800 m² Betonfahrbahn
Gesamtbaukosten: 25,6 Mio. Euro
Die Eidgenössische Zollverwaltung (Schweiz) trägt rund 50 % der Kosten.