Die Residenz liegt am repräsentativen Belgrave Square im Regierungsviertel Westminster. Die Gebäude am Square wurden zwischen 1825 und 1835 in einem klassizistischen Stil errichtet (Architekt G. Basevi). Die Räumlichkeiten der Residenz erstecken sich über vier Vollgeschosse, ein Dachgeschoss und ein Untergeschoss.
Von 2010 bis 2014 wurde unter der Ägide des Auswärtigen Amtes mit die Fassade der Residenz saniert. Während der laufenden Arbeiten wurde festgestellt, dass auch im Gebäude ein Sanierungsbedarf besteht. Der Bundesbau Baden-Württemberg betreut seit 2014 die Sanierung der Residenz der Deutschen Botschaft in London.
Sanierung Residenz
Die Botschaft in Zeiten des Brexit
Botschaften nehmen allgemein die unterschiedlichsten Funktionen wahr. Die Kanzlei ist der Verwaltungsbau der Botschaft. Hier sind unter anderem die Abteilungen für Politik, Wirtschaft, Kultur, Presse und Recht untergebracht, Visaangelegenheiten werden bearbeitet. Die Residenz hingegen fungiert als „politische Bühne“ für die diplomatische Arbeit. Hier finden mehrfach wöchentlich Veranstaltungen statt, die von diskreten Gesprächen in kleiner Runde über Kunstausstellungen und Konzerte bis zur jährlichen Hauptveranstaltung, der Feier zum Tag der deutschen Einheit, reichen. Die Residenz ist die „Visitenkarte“ der Bundesrepublik in London. Weiterhin sind im Gebäude die Wohnung des Botschafters und weiteren Personals untergebracht.
Mit Ausnahme einiger provisorisch hergerichteter Räume musste die Residenz außer Betrieb genommen werden. Für die Dienstwohnungen konnte kurzfristig Ersatz bereitgestellt werden, für den amtlichen Teil der Botschaft war jedoch keine Zwischenunterbringung zu wirtschaftlich vertretbaren Konditionen verfügbar.
Mit Hilfe eines Planungsteam unter Federführung des Architekturbüros ÜberRaum wurde ein Sanierungskonzept erstellt. Das Konzept verfolgt das Ziel, den Umfang der Arbeiten auf die, für den Botschaftsbetrieb unbedingt notwendigen Flächen zu beschränken und diese dauerhaft zu sanieren.
Der im Lauf der Zeit verblasste, in Terrakottatönen gehaltene Rote Saal wurde restauriert und erstrahlt wieder in kraftvoller Farbe. Die korinthischen Säulenkapitelle wurden von alten Farbschichten befreit, um die ursprünglich vorhandene feine Detaillierung wieder freizulegen. Die aus den Neunzigerjahren stammende Farbgebung war im Lauf der Jahre verblasst. In Abstimmung mit der Botschaft und der Denkmalbehörde wurde das Farbkonzept behutsam aktualisiert. Dieses basiert auf dem ursprünglichen Farbkonzept und nimmt Bezüge der historischen Möblierung auf. Auf diese Weise wurde die Raumatmosphäre aufgefrischt. Im Empfangssaal und dem Haupttreppenhaus wurde sparsam Blattgold eingesetzt, um gezielt Akzente zu setzen.
Das ursprüngliche Dachoberlicht der Galeriebene bestand aus Drahtgussglas. Es musste aus Sicherheitsgründen durch eine neue Verglasung ersetzt werden, welche nun mehr ein natürlicheres Licht in das Treppenhaus einfallen lässt.
Gezielt eingesetztes Blattgold an Wandfriesen und Geländern reflektiert das Licht und betont die Großzügigkeit des Gebäudes.
Während der laufenden Bauarbeiten wurde das Referendum zum Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union durchgeführt. Nach kurzer Schockstarre folgte das Bauteam der Devise „keep calm and carry on“. Positiv formuliert: Die anstehenden Austrittsverhandlungen machen nun eine hohe örtliche Präsenz erst recht erforderlich. Der Bundesbau wird im nächsten Schritt die Dachflächen und anschließend die verbleibenden Innenräume sanieren. Es bleibt spannend!
Bauherr
Bundesrepublik Deutschland
vertreten durch
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
vertreten durch
Oberfinanzdirektion Karlsruhe, Bundesbau Baden-Württemberg, Betriebsleitung
Nutzer
Auswärtiges Amt
Planung und Umsetzung
Hochbau: ÜberRaum Architects, London
Baukalkulation: Gardiner + Theobald, London
Tragwerksplanung: The Morton Partnership, London
Technische Gebäudeausrüstung: Martin Thomas Associates, West Wellow
Brandschutz: Sweco, Maidenhead
Berater für Bau- und Raumakustik: Sandy Brown, London
Gebäudedaten
Bauzeit: 10/2015-09/2016
Nutzfläche: 929 m²
Gesamtbaukosten: 4,9 Mio. Euro