
Staatliches Hochbauamt Stuttgart
Brandübungsanlage für die Bundesfeuerwehr, Stetten am kalten Markt
In Deutschland zählen die Bundesfeuerwehren derzeit rund 3.000 Kräfte, welche die Sicherheit sensibler Einrichtungen an den Bundeswehrstandorten sicherstellen. Stetten am kalten Markt wurde hierfür als zentrale Ausbildungsstätte ausgewählt. Mit dieser Zentralisierung und dem Neubau modernster Ausbildungsanlagen wurden bundesweit verstreute Lehrstätten auf den Standort Stetten am kalten Markt konzentriert. Die Ausbildungsanlagen der Brandbekämpfung sind europaweit einmalig.

Neubau Brandübungsanlage
Einmalige Anlage für optimale Ausbildungsbedingungen
Die Neubauten der Brandübungshäuser bestehen aus drei Einzelgebäuden - der „Brandübungshalle für Kraftfahrzeuge“, dem „Brandübungshaus“ und einem Umkleidegebäude mit Leitzentrale. Die „Brandübungshalle für Kfz“ ist ein heißer Übungsbereich und dient der Ausbildung im Löschen, der Rettung sowie dem Bergen. Im Neubau des „Brandübungshauses“ wird der Ausbildungsschwerpunkt auf die Gewöhnung an Rauch- und Wärmeentwicklung eines Realbrandes, dem Erleben thermodynamischer Prozesse bei Bränden in Gebäuden und dem Erproben von Taktikvarianten für die Menschenrettung in Gebäuden gelegt. Aus der Leitzentrale werden die einzelnen Übungsbereiche überwacht und bedient.
Im Rahmen der Neubaumaßnahmen wurde auch die Ausbildungsanlage „Leitstelle Disponent“ als kleinster Baustein der Gesamtanlage errichtet. In der “Leitstelle Disponent” wird die computergestützte, taktische Ausbildung und Kommunikation der Lehrgangsteilnehmer in einer Leitstelle und einem Lagezentrum gelehrt.
Die Ausbildungsanlage „Technische Hilfeleistung“ dient der Übung im Umgang mit Großgerät und Ausrüstungsgegenständen bei der Personenrettung. In der Großschadensanlage werden städtische Katastrophenszenarien durch unvollständig hergestellte Gebäudefragmente inszeniert. Die vier Trümmerhäuser ermöglichen die simulierte Rettung von Menschen aus Tiefen und Höhen, aus Verschüttungslagen sowie das Abstützen und Räumen der einsturzgefährdeten Gebäudeteile. Eine Übungshalle steht für die ganzjährige Ausbildung von horizontaler und vertikaler Menschenrettung bereit. In dieser Halle befindet sich eine Grubenanlage mit Einstiegsschächten und einem Kanalsystem. Dies ermöglicht Rettungsübungen im Bereich Tiefbau, Kanälen und aus Baugruben.

Mit Hilfe der Übungsanlage „Fahrzeugunfälle“ werden Szenarien unterschiedlicher Unfälle und Brände an Verkehrsfahrzeugen simuliert. Die Fahrzeugattrappen sind originalgetreu nachgebildet und mit automatischen Brandstellen und Nebelgeneratoren ausgestattet. Die Löschübungen können sowohl mit Wasser als auch mit Schaum durchgeführt werden.
In der Brandübungsanlage "Gefährliche Stoffe und Güter" werden betriebliche und anlagentechnische Unfälle in Lagern, Freiflächen, Rohrleitungssystemen und Transportbehältern im Schienen- und Straßenverkehr nachgeahmt. Für diesen Übungsbereich wurde eine originalgetreue Eisenbahngleisstrecke mit Oberleitung über eine Gesamtlänge von 100 m errichtet. Im angrenzenden Ausbildungsbereich stehen ein Straßentankwagen und ein Rohrleitungssystem zur Simulation diverser Leckagen und kleinerer Brände zur Verfügung.
Am nördlichen Ende der Liegenschaft befindet sich die Brandübungsanlage „Luftfahrzeuge“. Die Übungsanlage zur Brandbekämpfung und Menschenrettung aus Flugmaschinen erstreckt sich über eine Fläche von ca. 36.000 m². Dazu wurden auf dem Gebiet Attrappen realitätsnaher Nachbauten modernster militärischer Luftfahrzeuge in Originalgröße errichtet. Neben dem Eurofighter und Hubschrauber NH 90 befindet sich auch das Transportflugzeug Airbus A 400 M auf dem Gelände. Originalgröße bedeutet bei diesem Flugzeug eine Länge von 45 m, 15 m Höhe und 43 m Breite. Die Luftfahrzeuge sind sowohl im Außenbereich wie auch im Inneren mit Brandstellen ausgestattet. So kann an der Attrappe des A 400 M durch eine Spezialtelemetrie unterhalb des Flügels ein 56 m² großer Flächenbrand regulierbar entzündet werden. Um solche Brandstellen mit über 15 m Flammhöhe löschen zu können, kommen bei Übungen zeitgleich mehrere Löschfahrzeuge, die auch im zivilen Bereich auf Flughäfen verwendet werden, zum Einsatz.



Bauherr
Bundesrepublik Deutschland
vertreten durch
Bundesministerium der Verteidigung
vertreten durch
Oberfinanzdirektion Karlsruhe, Bundesbau Baden-Württemberg, Staatliches Hochbauamt Stuttgart
Nutzer
Bundeswehr
Planung und Umsetzung
Projektleitung, Projektsteuerung: Staatliches Hochbauamt Stuttgart
Entwurf, Planung: eisenreich.kummert.partner architekten / ingenieure, Regensburg
Bauleitung: Jens Ladel, freier Architekt, Laupheim
Gebäudedaten
Bauzeit: 10/12-06/17
Nutzfläche: 2.343 m²
Gesamtbaukosten: rd. 34 Mio. Euro