Staatliches Hochbauamt Ulm
Ausbildungshalle in der Staufer-Kaserne, Pfullendorf
Die zunehmende Komplexität von Bundeswehreinsätzen in Krieg und Terrorismus erfordert neue Ausbildungskonzepte und hoch spezialisierte Übungseinrichtungen. Insbesondere der Einsatz in Gebäuden spielt eine immer größere Rolle.
Für die realitätsnahe Ausbildung des Eindringens und Vorgehens in Gebäuden wurde von 2014-2016 die ehemalige markante Werkstatthalle M1 in der Staufer-Kaserne Pfullendorf als Ausbildungs- und Trainingshalle umgebaut. Im Inneren entstand ein „Maze House“ (engl. für Irrgarten) als „Haus im Haus“ mit flexiblen Holztrennwänden für eine größtmögliche Variabilität von Übungsszenarien. Die Raumaufteilung entspricht in etwa der eines durchschnittlichen Wohnhauses. Leistungsfähige Sound- und Lichtanlagen erlauben vielfältige und wirklichkeitsgetreue Darstellungen unterschiedlicher Szenarien. Über dem Maze House ragt ein freitragender 36 Meter langer Stahlsteg aus begehbarem Glas. Von hier aus behält der Ausbildungsleiter alle Räume im Blick. Zudem wird das taktische Vorgehen für Ausbildungszwecke von 26 Videokameras und Mikrofonen für die anschließende Auswertung aufgezeichnet.
Eine 6 Meter hohe Indoor-Kletterwand an der südlichen Stirnwand ermöglicht ein witterungs- und tageszeitunabhängiges „Vorüben“ verschiedener Abseiltechniken, beispielsweise aus Hubschraubern.
Im Außenbereich entstand ein Multifunktionsturm mit einer Höhe von 15 m in Stahlbeton-Fertigteilbauweise. Im Rahmen der Ausbildungsszenarien bietet er reichlich Möglichkeiten für das Abseilen über Vorsprünge oder aus Fenstern sowie das Einschwingen in andere Fenster, Eindringen in Gebäude über Leitern und andere Steighilfen oder auch das Anbringen von Bergseilen und Vorgehen über Treppen im Gebäude. Für Kletterübungen sind am Turm verschiedene Vorrichtungen angebracht.
Ein weiteres Highlight der Ausbildung ist das Abseilen vom Hubschrauber („fast rope“) auf die Dachfläche des Turmes und Teilflächen der Trainingshalle. Infolge der starken Sogkräfte durch die Rotorblätter musste hierfür die bestehende Dachbeplankung mittels Stahlseilen rückverankert werden.
Ein nichtüberdachter Sichtbetonanbau auf der Nordseite der Halle komplettiert die Multifunktionalität der Ausbildungseinrichtung mit einem Bereich für ballistische Eindringübungen. Hier befinden sich 3 Türöffnungen mit sogenannten „Shotgun-Doors“, welche bis auf die auswechselbaren Kunststoff-Türbänder und -schlösser beliebig oft zerstörungsfrei beschossen werden können.
Bauherr
Bundesrepublik Deutschland
vertreten durch
Bundesministerium der Verteidigung
vertreten durch
Oberfinanzdirektion Karlsruhe, Bundesbau Baden-Württemberg, Staatliches Hochbauamt Ulm
Nutzer
Bundeswehr
Planung und Umsetzung
Planung und Projektsteuerung: Staatliches Hochbauamt Ulm
Statik: Ingenieurbüro Schneider & Partner Planungsgesellschaft mbH, Ravensburg
TGA: Staatliches Hochbauamt Ulm
Gebäudedaten
Fertigstellung: 05/2016
Nutzfläche: 800 m²
Gesamtbaukosten: 2,1 Mio. Euro